Wenn man sich bei der Gestaltung von moodle-Kursen an ein paar grundlegende Leitlinien hält und den Editor vernünftig nutzt, ist moodle out of the box größtenteils* barrierefrei. Zu den Leitlinien gehören u.a.

  • Konsequentes Verwenden von Formatvorlagen
  • Eingeben von Bildbeschriftungen (alt-tags)
  • Einbinden von Untertiteln bei Videos
  • Vermeiden von Grafiktexten

Trotzdem gibt es immer wieder Inhalte, die nicht ohne Weiteres von Personen mit diesen oder jenen Einschränkungen bearbeitet werden können. Dazu zählen meiner aktuellen Erfahrung nach hauptsächlich

  • Schaubilder, Diagramme und vergleichbare Grafiken
  • manche interaktive Inhalte, die bestimmte Interaktionen verlangen

Alternative Medien einblenden lassen bei Bedarf

Eine einfache Lösung für das Problem wäre, ergänzend zu den „problematischen“ Medien Alternativen in den Kurs zu packen diese einfach darunter anzuzeigen. Allerdings sieht das für alle Beteiligten unelegant aus: Für Personen, die die Medien ohne Einschränkungen wahrnehmen können, wird der Kurs unnötig überfrachtet, und Personen mit Einschränkungen müssen sich zunächst mit einem „falschen“ Medium auseinandersetzen, bevor sie merken, dass es für sie eine bessere Alternative gäbe.

moodle kann die Anzeige auf bestimmte (Ziel-)Gruppen beschränken.

Durch das Festlegen von Voraussetzungen sowie die Nutzung von Gruppen innerhalb des moodle-Kurses kann man erreichen, dass bestimmte Inhalte nur für die jeweiligen Gruppen angezeigt werden:

Beispiel: Das interaktive Schaubild wird nur Personen in der Nutzergruppe ohne Sehbeinträchtigung“ angezeigt

Für Nutzer*innen mit Sehbeinträchtigung werden die Inhalte des Schaubilds als reiner Text dargestellt und beschrieben, sodass dieser von Screenreadern erfasst und vorgelesen werden kann.

Selbstständige Einteilung in Gruppen

Das gerade beschriebene Verfahren, „Voraussetzungen“ und „Gruppen“ zu nutzen, klappt soweit ganz gut. Nur wie kommen die Nutzer*innen in die für sie richtige Gruppe?

Mithilfe des moodle Plugins Group Choice können sich Nutzer*innen gleich in Abschnitt 0 am Beginn des Kurses festlegen, in welcher Gruppe sie sein möchten. Durch diese abgewandelte Form der Abstimmung schreiben sich die Kursteilnehmenden selbstständig in die verfügbaren Gruppen ein:

Sebst-Einschreibung in die jeweilige Gruppe zu Beginn des moodle-Kurses

Die Beschreibungen der Gruppen, die man im Kurs anlegt, sollen Teilnehmenden eine Orientierung geben, in welcher Gruppe sie richtig sind. Möglicherweise hat eine Person ja eine Einschränkung, die aber für die spezifischen Inhalte des Kurses nicht relevant sind (wie etwa eine Höreinschränkung, die aber bei interaktiven Schaubildern kein Handicap darstellt).

Durch die Kombination aus Group Choice, Gruppen und Voraussetzungen kann man den Kurs ohne großen Mehraufwand** so gestalten, dass er für die jeweiligen Gruppen übersichtlich und aufgeräumt bleibt und trotzdem so ideal zu bearbeiten ist wie es für die einzelnen Nutzer*innen nötig ist.


*: Trotzdem gibt es Einschränkungen: Beim Kachelformat zum Beispiel können die Bilder nicht mit alt-tags versehen werden.

**: Der erhebliche Mehraufwand liegt nicht in der technischen Umsetzung, sondern im Erstellen der alternativen Medien: Schaubilder und Diagramme müssen verbalisiert werden, interaktive Elemente müssen sinnvoll umschrieben werden, gleichwertige Inhalte müssen erstellt werden. Das ist alles leider nicht zu unterschätzen.